Mit dem Joachim Walter Schultze-Preis erinnert die AGEF an ihren Initiator und ersten Vorsitzenden.

Joachim Walter Schultze (1937-2005)

Joachim Walter Schultze wurde 1937 in Jena geboren, wo er auch ein Chemiestudium aufnahm, das er ab 1956 an der Freien Universität in Berlin fortsetzte. Seine Diplomarbeit fertigte er unter Anleitung von I.M. Stranski am Fritz-Haber-Institut an (1962) und promovierte bei K.J. Vetter an der Freien Universität Berlin über die Kinetik der Oxidbildung an Platinelektroden (1966). Oxidschichten auf Metallen blieben auch in den folgenden Jahren eines seiner bestimmenden Forschungsthemen. Zunächst arbeitete er jedoch intensiv auf dem Gebiet der Elektrosorption, bei dem er sehr früh Untersuchungen zur Unterpotentialabscheidungen auf Einkristallelektroden durchführte. Nach seiner Habilitation für Physikalische Chemie im Jahre 1972 wurde er Professor an der Freien Universität Berlin und von 1976-78 Direktor des Instituts für Physikalische Chemie. 1979 folgte er einem Ruf auf einen Lehrstuhl für Physikalische Chemie an der Universität Düsseldorf, wo er bis zu seiner Emeritierung wirkte.

In Düsseldorf kombinierte er elektrochemische Untersuchungen mit komplementären spektroskopischen und mikroskopischen Methoden, wie z.B. Photoelektronenspektroskopie, Auger-Elektronenspektroskopie, aber auch mit Oberflächenbehandlungsmethoden wie Ionenimplantation und Laserbehandlung. Im Bereich grundlegender elektrochemischer Studien nutzte er transiente und mikroelektrochemische Methoden, um die Kinetik von Elektrodenprozessen und ihre Abhängigkeiten von lokalen Strukturmerkmalen der Elektroden aufzuklären. Mehr als 80 Doktoranden promovierten unter seiner Anleitung. Die wissenschaftlichen Ergebnisse sind in über 300 wissenschaftlichen Aufsätzen dokumentiert.

Die grundlegenden Arbeiten seiner Gruppe waren mit einer großen Vielfalt von Industriekooperationen verbunden. Wesentliche Themen waren Korrosion und Passivität von Metallen, Elektroabscheidung und Elektrokatalyse, Beschichtung von Metallen mit Hartstoffen und Polymerschichten. Neuen Methoden gegenüber war er in beispielhafter Weise aufgeschlossen, wodurch ihm die experimentelle Bestätigung vieler elektrochemischer Modellansätze gelang. Besonders engagiert war er in der Entwicklung der elektrochemischen Mikro- und Nanosystemtechnologie, die durch ihn eine wesentliche Bedeutung erhielt.

Prof. Schultze verkörperte eine intensive Beziehung zwischen grundlegenden und angewandten Fragestellungen in einer besonders authentischen Weise, die auch eine wesentliche Voraussetzung und Motivation für die Gründung der AGEF war. Prof. Schultze war nicht nur der Initiator der AGEF, er war vielfältig als Wissenschaftsorganisator aktiv in der Fachgruppe Angewandte Elektrochemie der GDCh, der DECHEMA und der Bunsen-Gesellschaft. Eine herausragende Funktionen war seine Präsidentschaft der International Society of Electrochemistry (ISE) 1995-1996 und die Tätigkeit im Executive Board der ISE. Auch führte seine Initiative zu einer verstärkten Kooperation der wichtigen internationalen wissenschaftlichen Organisationen ISE und Electrochemical Society (ECS). Er organisierte mit ansteckender Begeisterung zahllose Konferenzen und Symposien.

Seine Tätigkeit wurde durch herausragende internationale Preise gewürdigt, z.B. einem Fellowship der Japan Society for the Promotion of Science 1989, der Heyrovsky Medal 1990 und einem Fellowship der Electrochemical Society 1997.

Link: Nachruf der ISE mit Portraitfoto